Lobbyismus statt zukunftsweisende Konzepte

Lobbyismus statt KonzepteNach einem leidlichen 2013 soll dieses Jahr ein besseres Autojahr werden. Das zumindest weissagen diejenigen, die es glauben, zu wissen: Allen voran sind der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller e.V. (VDIK) optimistisch, dass der Automarkt in diesem Jahr in Westeuropa, auch in Deutschland, wieder ins Plus drehen wird. Selbst der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK), der in der Vergangenheit die realistischen Prognosen abgab, ist zuversichtlich für 2014.

Zur Belebung des Neuwagenabsatzes tragen zweifellos die prospektiven guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, das positive Konsumklima und letztlich die Vielzahl an Fahrzeug-Neuauflagen in diesem Jahr bei. Über 150 werden es sein, darunter viele brüllende Boliden, leider wenig echte Neuheiten, die in allen Segmenten, die Autofahrer zusätzlich animieren sollen, ihre Portemonnaies bereitwilliger zu öffnen.

Im Großen und Ganzen könnte die Automobilindustrie also zufrieden sein, wenn da nicht die wahren Herausforderungen wären, die noch lange nicht gemeistert sind. Der kontinuierliche Anstieg der fossilen Energiepreise und die immer ambitionierteren Klimaziele gehören zweifellos zu den ungelösten Kernproblemen. Aber auch der demographische Wandel und das veränderte Mobilitätsverhalten, hauptsächlich der jüngeren Generation in den angestammten Märkten mit hohem Wohlstandsniveau, bereiten den Autobauern Sorgenfalten.

Denn schon seit Jahren schwindet der Anteil der jungen Neuwagenkäufer kontinuierlich. Laut des Center Automotive Research (CAR) lag 2012 der Anteil junger Neuwagenkäufer unter 35 Jahren mit 12,2% auf dem tiefsten Stand – 1990 waren es noch 27,9%. Eine Erklärung dafür liegt sicherlich in den rückläufigen Führerscheinprüfungen. So meldet das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) für 2012 rund 1,5 Mio. Fahrerlaubnisprüfungen. Gegenüber 2002 bedeutet das einen satten Rückgang von rund -21%.

Einerseits ist diese negative Entwicklung in der Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung begründet. In diesem Punkt ist die Automobilindustrie machtlos. Sie muss die Tatsache hinnehmen, wie sie ist und ihr Portfolio darauf ausrichten.

Fakt ist andererseits aber auch, dass die nachrückende, zahlenmäßig schwächere Generation eine grundsätzlich veränderte Einstellung zum Automobil hat als die Konsumenten der Vergangenheit. Sie schätzt den fahrbaren Untersatz in ihrem alltäglichen Leben und als Statussymbol weniger als der Branche lieb ist. Hier ist die Automobilindustrie dann sehr wohl in der Verantwortung, tragbare Lösungen zu erarbeiten.

Unseligerweise tut sie das eben nicht. Sie hat auf den geringer gewordenen Stellenwert des Autos bei jungen Menschen kaum passende Antworten. Sie denkt weiter in alten Mustern vergangener Erfolge und setzen dabei verstärkt auf Lobbyismus, um ihre Vorgehensweise abzusichern.

Paradebeispiele dafür gibt es genug. Denken Sie nur an das Hin und Her der CO2-Reduzierung in Brüssel. Oder an die Spenden in Höhe von 690.000 € der BMW-Anteilseigner Quandt an die CDU. Sie flossen nicht nur gleich nach den Bundestagswahlen, sondern auch (rein zufällig) im zeitlichen Rahmen der europäischen Entscheidung zu den neuen Abgasnormen.

Auch die Metamorphose des Eckart von Klaeden vom Staatsminister im Kanzleramt zum Cheflobbyist bei Daimler nährt den Verdacht, dass in der Automobilindustrie derzeit mehr auf Beeinflussung in bestimmten Interessenrichtungen unter Bewahren des Bestehenden gesetzt wird, als auf zukunftsweisende Konzepte.

Elektro- und Hybrid-Antriebe, die als bedeutsame, in die Zukunft hinein wirkende Entwicklungen, lobpreist werden, helfen zwar die anvisierten Klimaziele zu erreichen, sind aber nicht als großer Wurf zu bewerten, wenn es darum geht, das Auto wieder stärker in den Fokus junger Menschen zu rücken. Denn am Grundkonzept heutiger und künftiger Automobile hat sich nichts geändert. Frei nach den Olympischen Spielen gilt in der Industrie nach wie vor das Motto: schneller, stärker, weiter und teurer!

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