Werkstattportale:
Der Preis ist heiß

Werkstattportal-Felge-Bremse; Foto: Ernst Haack

Werkstattportale sind Rosinenpicker. Sie
bieten primär Wartungen und gängige
Reparaturen an, wie Reifen-, Klima-, 
Bremsen-, Auspuffservice, usw.

Nach Gebrauchtwagen- und Neuwagen-Verkaufsportalen gewinnen nun auch Werkstattportale zunehmend an Bedeutung. Darin sind sich die Experten einig. Wollen Kfz-Betriebe auch weiterhin mit Werkstattleistungen ihre Rendite sichern, so die Marktkenner, dann wird es Zeit, dass sie die Möglichkeiten des Internets professionell nutzen, um Stammkundschaft weiter ans Haus zu binden und neues Klientel zu gewinnen.

Ganz unrecht haben sie natürlich nicht, denn Online ist keine bloße Modeerscheinung, sondern schon längst integraler Bestandteil des Tagesgeschäfts. Ihn einfach zu ignorieren, weil modischer Kram, er zu lästig oder zeitaufwendig ist, wäre eine sträfliche Nachlässigkeit in der Unternehmensführung.

Die Frage ist nur, welcher ist der richtige Weg, sich in Sachen Werkstattleistungen im Netz wirksam und konkurrenzfähig zu präsentieren? Der bequemste und schnellste ist zweifellos der, einen oder mehrere der nahezu 20 Werkstattportale zu nutzen. Dazu müssen Betriebe sich in der Regel auf der (den) jeweiligen Plattform(en) mit standardisierten Seitenlayouts registrieren, ihre Daten eingeben, Parameter sowie mögliche Zusatzleistungen des Werkstattangebots hinterlegen und u. U. einen Vertrag abschließen. Fertig ist die Angelegenheit; die Werkstattleistungen sind online.

Aber ist es überhaupt ratsam, auf Online-Serviceportalen mit Wettbewerbern vertreten zu sein und seine Werkstattangebote im direkten Vergleich auszuschreiben? Wohl eher nicht. Bisher ist doch auch keiner auf die Idee gekommen, übereinstimmende und damit konkurrierende Offerten der Wettbewerber in eigene Kunden-Gewinnungsmaßnahmen oder Serviceaktionen einzubinden. Das wäre gelinde gesagt auch mehr als dusselig.

Aber nichts anderes vollbringen Werkstattportale. Sie bieten den Kunden eine noch nie dagewesene Auswahl von detaillierten, identischen Angeboten der auf den Portalen aktiven Wettbewerbern. So ist es leicht, die preisgünstigste Alternative herauszufinden. Dass dies zu unkontrollierbaren Preiskämpfen unter den konkurrierenden Betrieben führt liegt auf der Hand. Denn schließlich registrieren Unternehmen sich nicht aus Selbstzweck auf den Plattformen, sondern sie verfolgen damit bestimmte Absichten – nämlich neue Kunden zu gewinnen und Werkstattleistungen zu verkaufen. Und das geht nach Gesetzen der Vergleichsportale üblicherweise über den Preis.

Sind die kalkulierten Preise nicht wettbewerbsfähig bleiben den Anbietern nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie verabschieden sich von Werkstattportalen oder sie passen ihre Preise zu Lasten der Rendite an. Letzteres ist nicht ohne Folgen für die Preisgestaltung im gesamten Service. Denn Kunden werden keine zwei unterschiedliche Preise für ein und dieselbe Werkstattleistung akzeptieren. Warum auch? Die “normalen” Werkstattkunden werden ebenfalls die Online-Preise einfordern. Sonst fühlen sie sich übervorteilt und gehen den Betrieben wahrscheinlich verloren. Mal abgesehen vom Vertrauensschwund, welche Unternehmen wollen/können sich diese zusätzlichen (Rendite-)
Verluste leisten?

Nun ist der Preis allein nicht das einzige Kriterium für Dienstleistungsbuchungen. Die Qualität der ausgeführten Arbeiten ist genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger. Aber wie lässt sie sich in den Werkstattportalen darstellen? Ja sicherlich, da gibt es die Nutzerbewertungen für erbrachte Serviceleistungen und erwiesene Kundenfreundlichkeit. Die könnten Aufschluss darüber geben, mit welcher Qualität und zu welcher Zufriedenheit der Kunden die Betriebe ihre Arbeiten ausführen. Das Dumme ist nur, bei den Portale handelt es sich alles in allem um anonyme Bewertungen, die nicht viel Wert sind, wie eine Auswertung von Statista zeigt. Sie werden nämlich zum großen Teil als wenig/nicht glaubwürdig eingestuft.

Als einziger Online-Anbieter propagiert Fairgarageden Qualitätswettbewerb und nicht den Preiswettbewerb in den Vordergrund zu stellen. Das ist letztlich den direkten bzw. indirekten Gesellschafter, Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) und Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe e. V. (ZDK) geschuldet, die aus firmen- und verbandspolitischer Sicht, Preiskämpfe an der Servicefront nicht vertreten bzw. unterstützen können. Von Qualitätswettbewerb ist auf der Fairgarage-Website bisher allerdings nichts zu sehen. Dafür deutliche Hinweise, die auf preisgünstig und Preisvorteile abzielen. Denn auf der Startseite wirbt das Service-Portal nämlich plakativ unter “Gut was gespart,..” mit anonymen Nutzer-Bewertungen!

Gleichwie die werblichen Aussagen und die einzelnen Serviceplattformen auch strukturiert sind, Arbeitsqualität und Kundenfreundlichkeit spielen bei den bestehenden Serviceportalen keine, Preise dagegen die entscheidende Rolle. Letztlich ist das auch ein Indiz dafür, dass die Güte der angebotenen Werkstattleistungen als Auswahlkriterium in den bisherigen Konzeptionen bzw. Geschäftsmodellen der Werkstattportale nicht wirklich vorgesehen ist.

Die wolk after sales experts gmbh gliedert die Online-Autoservice-Portale in drei Hauptkategorien ein, die einen bedingten bis direkten Preisvergleich erlauben. Dafür verlangen die Portalbetreiber, einige erst nach der Beta- oder Anwerbe-Phase, (logischerweise) ein Entgelt. Die nicht von allen vorliegenden Daten weisen eine Anmeldegebühr von 199 €, meist aber monatliche Abgaben aus. Letztere reichen laut wolk after sales experts von Null bis 190,40 €. Darüber hinaus fallen in der Regel Festgelder oder prozentuale Provisionen an, die beispielsweise 0,39 € pro Anfrage, 9,50 € oder 5% pro vermittelten Auftrag betragen.

Teilweise ist das ganz schön happig. Das verspricht den Betreibern durchaus ordentliche Renditen, die ausschließlich von den ohnehin schon gebeutelten Margen der Betriebe erwirtschaftet werden und um die sie manche Betriebe nur beneiden können. Der Irrwitz dabei ist, dass das Geschäftsmodell der Online-Serviceportale nur funktioniert, weil die Betriebe daran freiwillig teilnehmen und die Situation somit selbst heraufbeschwören. Sie könnten dem Preis-Dumping jedoch ein Ende bereiten, in dem sie die Portale boykottieren und eigene Online-Servicegeschäfte mit dem Duktus und den heutigen Erkenntnissen des E-Business aufbauen. Aber das ist wohl zu theoretisch gedacht!?

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