Polemik in härtester Form ist ein schlechter Ratgeber. Das gilt auch oder erst recht in journalistischen Kommentaren, bei denen die Glaubwürdigkeit, Reputation und ggf. auch Integrität von Person oder Institutionen anzweifelt werden. Der Beitrag „ZDK-Abzocke – Technische Mitteilungen“ des Autohaus-Herausgebers Hannes Brachat in seinem Blog vom 21. Februar ist ein Lehrbeispiel, wie der Versuch unternommen wird, ein Verband mit streitbarer Kritik zu diskreditieren.
Brachat bezichtigt den Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK), seine Mitglieder abzuzocken, weil er über die Akademie Deutsches Kfz-Gewerbe (TAK) den mit hoheitlichen Prüfaufgaben (Abgasuntersuchung usw.) betrauten autorisierten Betrieben anbietet, die notwendigen “Technischen Mitteilungen” kostenpflichtig über das Online-Portal Temi-Plus zu erwerben. Der Bezug der “Technischen Mitteilungen” ist Voraussetzung, damit die anerkannten Betriebe diese Prüfungen überhaupt durchführen dürfen. Die TAK-Offerte ist für die Betriebe keinesfalls verpflichtend. Jeder Betrieb ist frei, die Mitteilungen aus anderen Quellen zu beziehen. Etwa bei der heimischen Innung oder durch ein Abonnement des amtlichen Verkehrsblatts (Bezugspreis: 78,60 €) oder einer Fachpublikation, die die relevanten “Technischen Mitteilungen” im Rahmen ihres Abonnement-Preises veröffentlichen.
Fast alle Alternativen sind Print-, jedenfalls aber Old Economy-Produkte, bei denen die Betriebe verpflichtet sind, sämtliche notwendigen amtlichen Dokumente und die nachfolgenden Änderungen händisch selbst zu aktualisieren, zu archivieren und den prüfungsdurchführenden Mitarbeitern zugänglich zu machen.
Das Temi-Plus-Portal der TAK dagegen bietet Full Service. Soll heißen: Alle gesetzlichen Vorgaben aus den Anerkennungsrichtlinien für die Abgasuntersuchung (AU/AUK), Sicherheitsprüfung (SP) , Gasanlageneinbauprüfung (GAP), Gassystemeinbauprüfung (GSP) und Prüfungen von Fahrtschreibern und Kontrollgeräten (§ 57b StVZO) werden von der TAK stets vervollständigt, aktualisiert und sind jederzeit online verfügbar. Die Betriebe sind somit von diesem administrativen Aufwand befreit und erfüllen darüber hinaus die gesetzlichen Anforderungen bzgl. Dokumentation der amtlichen Mitteilungen. Folgende Leistungen sind enthalten:
● Zugriff auf das Online-Portal TEMI Plus mit den Gesetzen
▪︎ Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO)
▪︎ sowie die dazugehörigen Richtlinien in der jeweils gültigen Fassung
▪︎ Gebührenordnung
▪︎ Fahrzeug-Zulassungsverordnung
▪︎ EG-Genehmigungsverordnung
▪︎ Alle fachlich einschlägigen Auszüge aus dem Verkehrsblatt werden rechtzeitig und vollständig als “Technische Mitteilungen” über das Online- Portal TEMI Plus veröffentlicht
● Zusätzlich: Informationen per E-Mail über Änderungen im Bereich der Technischen Fahrzeugüberwachung
Dass solche Leistungen allein schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen für Investitionen in Programmierung, Betrieb des Portals und Pflege/Aktualisierung der Datenbestände ein angemessenes Entgelt rechtfertigen, dürften selbst notorische Nörgler einsehen. Wenn Hannes Brachat trotz aller Vernunft dennoch verbale Attacken fährt, dann muss es dafür einen anderen handfesten Grund geben. Vielleicht eigene wirtschaftliche Interessen? Ganz ist dieser Verdacht nicht von der Hand zu weisen. Denn die Fachzeitschrift Autohaus zählt zu den Magazinen, die “Technische Mitteilungen” veröffentlichen und sie verkaufsfördernd ihren Abonnenten als (redaktionellen) Mehrwert andienen.
Dem Autohaus-Herausgeber dürfte das Angebot der TAK also kaum gefallen. Zumal es das modernere, komfortablere und nutzerfreundliche, übrigens von Verbands-Mitgliedern geforderte Instrument ist. Er befürchtet wohl zurecht, dass das eh schon stark gebeutelte Abonnement-Geschäft des Autohaus durch die zusätzliche Bezugsquelle noch mehr unter Druck gerät. Die berechtigte Sorge würde aber noch lange nicht rechtfertigt, unter dem Deckmantel einer journalistischen Darstellungsform, web-weit seine eigenen geschäftlichen Interessen den Vorrang zu geben. Das wäre nicht nur den Usern/Lesern gegenüber unverantwortlich, sondern auch mit dem Pressekodex nicht vereinbar.
Statt seine redaktionelle Stellung zu missbrauchen und aus Geschäftsinteresse zu polemisieren, den ZDK zudem der Abzockerei zu beschuldigen und ihm in diesem Kontext gleich weiteres Fehlverhalten zu aktuellen Fragen vorzuwerfen, um seine Behauptungen den nötigen Nachdruck zu verleihen, wäre es ratsamer, sich mit Fragen der Wettbewerbsfähigkeit seines eigenen Angebots zu beschäftigen. Vergleichbare oder bessere Offerten in Sachen “Technische Mitteilungen” zu kreieren, würde für die Betriebe jedenfalls hilfreicher sein, als öffentliche Anfeindungen und eine von Grund auf negative Haltung zum Verband.
Überzeugender und glaubwürdiger wäre das allemal!