Social Media kein Allheilmittel

Foto: Ernst haack

Foto: Ernst Haack

Kfz-Betriebe, die Social Media mit gebotener Besonnenheit begegnen werden heute sehr schnell als Hinterwäldler oder Traditionalisten abgestempelt. Solche Stigmatisierung ist dumm und borniert, unterbindet sie doch von vornherein eine kritische Annäherung an soziale Netzwerke. Sie wäre aber wünschenswert, denn der uneingeschränkte Glaube daran ist genauso absurd wie ihre kategorische Ablehnung. Was sind denn soziale Medien und was sind sie nicht? Keinesfalls sind sie eine Modeerscheinung, die irgend wann wieder in der Versenkung verschwindet. Sie sind auch kein Allheilmittel, mit dem alle Wünsche erfüllt und alle Probleme gelöst werden. Und sie formen aus einem eher schlecht laufenden Unternehmen keinen vorzeigbaren Betrieb mit gesteigerten Umsätzen und Renditen. Social Media ist gewiss auch nicht für jedes Unternehmen – und vor allem nicht in jeder Situation – sinnvoll. Nein, Social Media ist aus Unternehmenssicht letztendlich einfach nur ein weiteres Werkzeug der Absatzvermarktung, das eingesetzt werden kann, aber nicht muss. Nicht mehr und nicht weniger! Wunder kann es nicht vollbringen.

Werbe-Auguren sehen das naturgemäß anders. Sie singen in aller Regel das Hohelied der digitalen Kundenansprache und preisen Social Media als heilbringenden Kommunikationskanal. Kaum verwunderlich, haben sie doch ein vitales wirtschaftliches Eigeninteresse. Und um alledem ordentlichen Nachdruck zu verleihen, schrecken sie auch nicht zurück, düstere Szenarien zu zeichnen, die eintreten, wenn Facebook, Twitter & Co. nicht genutzt werden. Ob sich eben diese in der Realität bewahrheiten darf mit Recht bezweifelt werden. Also nicht bange machen lassen!

Selbstverständlich gibt es genügend Unternehmen, die soziale Medien vorzeigbar einsetzen. Aber Hand aufs Herz, dass sind doch alles etablierte Marken, die mit Millionen schweren Etats Erfolge im Social Web feiern. Als Referenzen für Kfz-Betriebe können sie jedoch kaum dienen, denn hier liegen wesentlich begrenztere Voraussetzungen und Möglichkeiten vor, soziale Netzwerke erfolgreich zu betreiben. Nehmen wir nur mal das Thema der benötigten Ressourcen – Zeit, Personal, Budget und daraus folgernd Aufwand gegen Nutzen. Kleine und mittelständische Betriebe sind normalerweise gar nicht in der Lage, die Anstrengungen zu leisten, um das Social Web aktiv zu betreiben. Wenn das nicht so ist, warum sind dann kaum von vergleichbaren Erfolgsstorys aus dem Kfz-Gewerbe zu hören? Das liegt sicherlich nicht an der fehlenden Einsicht der Betriebe, einen weiteren Kommunikationskanal aus Überzeugung zu ignorieren. Nein, das kann den Verantwortlichen nun wirklich nicht pauschal unterstellt werden.

Apropos Nutzen: Tatsache ist, dass die Mehrzahl soziale Netzwerke nicht nutzen. Und die, die aktiv sind, nutzen sie, um mit Freunden, Bekannten und Kollegen Kontakt zu halten und zu kommunizieren. Das ist ja auch der eigentliche Grundgedanke sozialer Medien und die Motivation, darin emsig seine Meinung kundzutun. Hier stehen der Mensch und der Dialog im Mittelpunkt und nicht Automatismen und Geschäftsanbahnungen. Sie werden nicht oder nur widerwillig toleriert – eventuell sogar bestraft.

Schlussendlich wird Social Medial insbesondere für Klein- und Mittelbetriebe, unter Berücksichtigung des Zeit- und Budgetaufwand, in punkto geschäftliche Wirksamkeit sehr häufig überschätzt. Dieses zeitliche und finanzielle Engagement in die nachhaltige Unternehmensleistung investiert, sichert wahrscheinlich eher die positive Unternehmensentwicklung als dem digitalen Hype (blindlings) hinterherzulaufen. Es galt schon immer und daran wir auch Facebook, Twitter & Co nichts ändern: Über eine gute Leistung, ein gutes Produkt werden sie allemal reden. Einerlei auf welchem Weg und an welcher Stelle!

Ernst Haack

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