Nicht jeder verdient Managerschelte

Managergehälter

Foto: Ernst Haack

Dem Menschen eigen ist sein Streben, permanent seine Existenz zu sichern, seine Lebenssituation zu verbessern und Anerkennung zu erreichen. Und vermutlich schlummert hierin auch der latente Antrieb, unternehmerisch tätig zu sein, positive Erträge zu erwirtschaften und das eigene Einkommen zu steigern. Dieser gesunde Egoismus ist keineswegs verwerflich, sondern die Triebfeder des Unternehmertums. Denn kaum jemand wird aus altruistischen Gründen die Selbstständigkeit wählen. In manchen Augen mag das anrüchig sein, angesichts der aktuellen Diskussionen um die fehlende Moral der Top-Manager und deren Salär. Übersehen wird allerdings gern, dass die berechtigte Kritik nur auf eine niedrige Anzahl der Führungsriegen zutrifft – durchweg auf jene in Konzernen und Banken. Dennoch werden in der Debatte um den Vertrauensverlust alle Unternehmer in eine Art Sippenhaft genommen. Diese kollektive Verurteilung ist nicht nur ungerecht, sondern auch diffamierend. So haben z.B. Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer und kleiner Betriebe in dieser Hinsicht alles in allem keine Managerschelte verdient! Sie sind aus anderem Holz geschnitzt und pflegen eher die Tugenden des ehrbaren Kaufmanns als die kritikwürdigen Manager mit Einkommen und Abfindungen in Millionenhöhe. Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Authentizität, Vertrauen und Integrität sind Werte, die in den überwiegend familiengeführten kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland, so auch im Kfz-Gewerbe, aktiv gelebt werden – ob nun bewusst oder unbewusst. Der Grund dafür liegt in der Verbundenheit der Inhaber und deren Familien mit ihren Betrieben und Mitarbeitern, mit denen sie sich zeitlebens oder gar über mehreren Generationen hinweg identifizieren. Zudem haben sie gemeinhin dauerhafte Beziehungen zu ihren Kunden, fühlen sich ihnen verbunden und sind in hohem Maß in ihrer Heimatregion und der dortigen Tradition verwurzelt. Diese positive Bodenständigkeit ist durchaus im Kontext zur Lebensaufgabe der Unternehmer zu sehen. Für wahr, ein exzellentes Fundament für nachhaltige, persönlich geprägte Geschäftspolitik und soziales Engagement im privaten Bereich. Dass “leichtfüßige” Manager mit 5-Jahresverträgen, die auf Erfolg getrimmt sind, hier meist “älter” aussehen, liegt auf der Hand.

Dennoch, auch die wertvollen Wesenszüge bei kleinen und mittelständischen sowie familiengeführten Betrieben können im betrieblichen Alltag in Vergessenheit geraten. Aber ist das nicht allzu menschlich? Die Werte des ehrbaren Kaufmanns nicht kontinuierlich hochhalten zu können, aus welchen Gründen auch immer, zeugt noch lange nicht von der Abkehr der ethischen Grundsätze, solang es eine temporäre Angelegenheit ist und sie nicht prinzipiell über Bord geworfen werden. Zugegeben, das mag es hier und da auch geben. Aber das Gros der Unternehmer weiß, dass sie ihren Gewinn nicht nur an der Höhe messen sollten, sondern auch an der Art und Weise, wie sie ihn erzielen. Auch wenn es sich ein wenig angestaubt und altmodisch anhört, diese Geisteshaltung ist eine der Maxime des ehrbaren Kaufmanns, die bei Unternehmern kleiner und mittelständischer Betriebe aufgrund ihrer Herkunft mutmaßlich ausgeprägter sein dürfte als bei smarten, austauschbaren (Fremd-)Managern ohne Ecken und Kanten und ohne familiäre Verwurzlung in ihrem geschäftlichen bzw. privaten Umfeld.

Eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielt die soziale Kompetenz, eine weitere kaufmännisch redliche Tugend mit besonderem Gewicht. Selbstständige, die ihre unternehmerische Visionen zum Bestandteil ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, ist die Fähigkeit souverän, einfühlsam, fair und konstruktiv mit den Mitmenschen umzugehen, in aller Regel in die Wiege gelegt worden; soll heißen, soziale Kompetenz ist ein Stück weit angeboren und liegt weiterhin in der Erziehung begründet. Sicherlich, sie kann im Berufsleben bis zu einem gewissen Grad antrainiert werden. Kommt es jedoch im Alltag zur Bewährungsprobe und fallen die Anforderungen aus dem einstudierten Raster, werden die eingeübten Fertigkeiten kaum Stand halten und das ursprüngliche Naturell gewinnt wieder die Oberhand. Erst die angeborene Wesensart ist die Voraussetzung für intuitives, richtiges Handeln, selbst in kritischen Situationen. Sich in andere hineinzuversetzen und einzufühlen sowie Konflikte konstruktive zu lösen, gehört genauso dazu, wie mit Mitarbeitern zu kooperieren, ihnen ehrlich wie auch verlässlich gegenüberzutreten und danach zu handeln. Emotionale Intelligenz ist hier gefragt, also die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und die anderer wahrzunehmen, auf sie einzugehen und sinnvoll damit umzugehen.

Wer diese Werte als Selbstverständnis begreift und sich als Charaktereigenschaften zuschreiben kann, dem wird es in erster Linie um die Interessen seiner Kunden und Mitarbeiter gehen und dann ums Geldverdienen. Zu tadeln ist hieran nun rein gar nichts. Im Gegenteil Lob ist angebracht, das der Mittelstand als Fundament der deutschen Wirtschaft über Unternehmer und Führungskräfte mit besonderer Prägung verfügt. So mancher Manager aus Großkonzernen, Banken Versicherungen ect. darf sich gern von einer solchen Geisteshaltung eine dicke Scheibe abschneiden!

Ernst Haack

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